Stadtratswahlen Luzern 2016
5 Fragen und 50 Antworten - Die Kandidatinnen und Kandidaten für den Luzerner Stadtrat nehmen Stellung
Wir haben allen Kandidatinnen und Kandidaten 5 Fragen zu Themen im Hirschmatt-Neustadt-Quartier zugestellt. Bis auf ein Kandidat haben uns alle geantwortet.
Die Antworten sind nach Nachname abwechselnd pro Frage von A-Z respektive von Z-A aufgelistet.
Verkehr
Ein verkehrsfreies Quartier ist nicht unser Ziel, aber wir plädieren für eine Entschleunigung in der Innenstadt und die Förderung des Fussverkehrs. Deshalb sehen wir Tempo 30 für alle Verkehrsteilnehmenden in der ganzen Innenstadt. Wie stellen Sie sich als Stadträtin/Stadtrat zum Verkehr und der Förderung des Fussverkehrs in der Innenstadt?
Adrian Borgula, Grüne, bisher
Meine Direktion hat mit der Mobililtätsstrategie, die vom Parlament zustimmend zur Kenntnis genommen worden ist, die Leitlinien gelegt für die Weiterentwicklung des Verkehrs. Ein Ziel – die Stadt muss für alle, sicher und zuverlässig erreichbar sein - , 100 Massnahmen in 6 Teilstrategien.
Da der Platz in der Stadt sehr knapp ist, müssen die flächeneffizienten Verkehrsträger Fuss-, Velo- und öffentlicher Verkehr in Zukunft grössere Anteile an der Mobilität übernehmen. Gleichzeitig können so der Klimaschutz und die Verkehrssicherheit verbessert werden. Das „Gesamtverkehrskonzept“ ist eine der Massnahmen der Mobilitätsstrategie und zeigt u. a. wie auch der motorisierte Wirtschaftsverkehr zuverlässiger und flüssiger gemacht werden kann. Ich unterstütze den mittlerweile von verschiedener Seite eingebrachten Grundsatz, dass in Innenstädten generell Tempo 30 gelten soll und Ausnahmen für Tempo 50 begründet werden sollen.
Dem Fussverkehr ist eine Teilstrategie der Mobilitätsstrategie gewidmet. Die Förderung des Fussverkehrs habe ich zu einem meiner persönlichen 6 Schwerpunkte gemacht für die nächste Legislatur. Stichworte sind hier: FussgängerInnen freundliche Aufwertung des öffentlichen Raums, deutliche Verbesserung der Verkehrssicherheit für zu Fuss Gehende (u. a. laufenden Sanierung von Zebrastreifen), Wartezeiten an Lichtsignalanlagen reduzieren, Schliessen von Fussweg-Netzlücken, barrierefreie Zugänge (Umsetzung Behinderten-Gleichstellungsgesetz).
Yannick Gauch, JUSO
Eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik fördert den Langsamverkehr (Velo und Fussgänger) und den öV. Die Strassen müssen von unnötigem Autoverkehr entlastet werden, was zu einer massiven Steigerung der Lebensqualität in den Quartieren führt.
Ich unterstütze absolut, schon alleine aus Sicherheitsgründen, die Forderung in den Quartieren Tempo 30 Zonen einzuführen. Zudem bin ich gegen den Bau von neuen Tiefgaragen (z.B Parkhaus Musegg) und Autobahneinfahrten (z.B Spange Nord), weil solche Projekte immer zu Mehrverkehr führen.
Manuela Jost, GLP, bisher
Tempo 30 kann sinnvoll sein. Alleine mit Tempo 30 lässt sich aber das Verkehrsproblem in der Stadt Luzern nicht lösen. Tempo 30 macht insbesondere in den Wohnquartieren Sinn, denen keine übergeordnete Erschliessungsfunktion zukommt.
Damit werden der Lärm und die Luftbelastung in den Wohnquartieren reduziert. Wichtig ist jedoch die Umsetzung des Gesamtverkehrskonzeptes, nur dann wird die Innenstadt entlastet. Ich setze mich als Stadträtin dafür ein, dass durch Dosierstellen in den Quartieren der Verkehr fliesst, dass der öffentliche Verkehr konsequent ausgebaut wird.
Busse befördern auf der gleichen Fläche deutlich mehr Menschen. Im Gesamtverkehrskonzept sind neue Busspuren und Busschleusen vorgesehen. Die Innenstadt soll lebenswert und ein Ort der kurzen Wege bleiben. Das gelingt uns jedoch nur, wenn wir nicht in Quartieren, sondern in urbanen, weitsichtigen Gesamtverkehrslösungen denken und handeln.
Sina Khajjamian, Junge Grüne
Ich habe einen Führerschein und ich fahre gerne. Jedoch sind PKWs für den Nahverkehr absurd. Als Veloliebhaber bevorzuge ich das Velo als Verkehrsmittel in der Stadt.
Deshalb möchte ich mich für Tempo 30 und bessere Velowege in der Innenstadt einsetzen. Gerne nehme ich mir Kopenhagen als Vorbild für eine gelungene Velo- und Fussgängerstadt.
Martin Merki, FDP, bisher
Ich stehe hinter dem Gesamtverkehrskonzept GVK. Der Verkehr auf den Hauptverkehrsachten in der Innenstadt soll rollen können, was durch eine leichte Reduktion der Gesamtverkehrsmenge – aber nur in Spitzenzeiten! – erreicht wird. Zudem muss der Platz in der Innenstadt, der begrenzt ist, effizient genutzt werden. Am effizientesten ist der öffentliche Verkehr mit dem Trolleybus-System.
Wichtig sind mir auch die Fussgängerinnen und Fussgänger: Steigern wir die Fussgängerfreundlichkeit der Stadt, durch den Abbau von Barrieren und Schnittstellen-Problemen, etwa zu den Velofahrern. Das ist für die Lebensqualität und Sicherheit aller, vor allem der Seniorinnen und Senioren sowie der Familien, zentral.
Stefan Roth, CVP, Stadtpräsident, bisher
Im Hirschmattquartier kommt es bereits jetzt zu einer Entschleunigung. Die neu gestaltete und aufgewertete Strassenoberfläche mit breiteren Trottoirs lässt variabel weitere Nutzungen zu. Die grosszügigen Trottoirs können für Restaurants, Ladengeschäfte oder Veranstaltungen genutzt werden. Ebenfalls wird die Verkehrssicherheit erhöht und auch der Fussverkehr gefördert.
Tempo 30 macht nicht in der ganzen Innenstadt Sinn. Der Verkehr soll dort rollen, wo er hingehört. Schleichwege durch Wohnquartiere hemmen die Lebensqualität.
Ruedi Schweizer, perteilos
Für mich ist schon lange klar, die Stadt Luzern braucht ein Autobahndirektparkhaus. Dies sollte statt der Hochhäuser im Eichhof direkt von der Autobahn ins Parkhaus Eichhof führen. Auch die vielen Cars sollen dort ihren Platz finden. Mit Bussen werden die Besucher in die Altstadt, in die Neustadt und in die Allmend gefahren.
Die Kosten sind im Billet inbegriffen und für die Entlastung Kriens-Luzern soll man sich für eine Nationalstrassenanschluss an die T10 durch den Sonnenberg mit Anschluss Autobahn und den Ausfahrten Littau Eingang, Obernau und Sonnenberg stark machen und eine Machbarkeitsstudie mit Eingabe an den Bund machen. Wir können auch mit dem Leben wie es ist. Für das Quartier ist es sinnvoll nur mit Tempo 30 zu fahren, oft kann man ja gar nicht schneller fahren.
Karin Stadelmann, Junge CVP
Für mich ist dieses „Gegeneinander Ausspielen von verschiedene Verkehrsteilnehmenden“ keine wirkliche Lösung. Die Innenstadt zu erreichen muss für alle gewährleistet sein und bleiben.
Tempo 30 ist eine diskutierbare Variante, auch der Sicherheit zu liebe. Nicht aber dann, wenn wir gleichzeitig noch mehr Parkplätze in der Innenstadt reduzieren. Alle Verkehrsteilnehmenden haben Recht auf ihr jeweils favorisiertes Verkehrsmittel, lassen sie uns hier vorausschauender planen.
Peter With, SVP
Zweifellos müssen Fuss- und Veloverkehr in der Stadt gefördert werden um die Strassen zu entlasten. Nach wie vor werden in der Stadt Luzern aber rund die Hälfte aller Personenkilometer vom motorisierten Individualverkehr bewältigt. Der öffentliche Verkehr kommt mit 40 % an zweiter Stelle und der Veloverkehr macht in der Stadt rund 3.1 % aus. Dieses Verhältnis wird sich in den kommenden Jahren nicht stark ändern.
Es ist wichtig, dass nicht einseitig in die Infrastruktur investiert wird, sondern für alle Bedürfnisse Lösungen und Möglichkeiten gesucht werden. Der motorisierte Individualverkehr, der ÖV und der Langsamverkehr müssen deshalb gemeinsam weiterentwickelt werden, ohne dass eine Verkehrsart massiv benachteiligt wird.
Beat Züsli, SP
Ich unterstütze die Verkehrsberuhigung mit Tempo 30, welche in der Innenstadt die Verkehrssicherheit erhöhen, die Lärmbelästigung reduzieren und damit die Aufenthaltsqualität verbessern kann. An geeigneten Plätzen und Strassen können auch Begegnungszonen (Tempo 20) eingerichtet werden und damit die Attraktivität der Innenstadt erhöht werden.